Und dennoch tauchen sie immer wieder auf

In Reise um den Mond von Jules Verne, erschienen im Jahr 1870, lassen sich drei Herren in einer Kapsel zum Mond schiessen. Sie werden von der grössten Kanone abgefeuert, die jemals gebaut wurde. Es ist nicht ungemütlich an Bord: Es gibt Diwane, Gaslicht verbreitet sich über die gepolsterten Wände, der Branntweinvorrat reicht für Monate. Auch zwei Jagdhunde reisen mit, vielleicht können sie ihnen auf dem Mond noch nützlich sein. Leider hat sich Trabant, einer der beiden Hunde, beim Abschuss schmerzhaft den Kopf gestossen, er ist seither ein wenig schlapp. Am nächsten Morgen liegt er tot auf dem Boden. Traurig. Aber was sollen sie mit dem Kadaver machen? Man kann nicht einfach so ein Bullauge öffnen, um den Hund von Bord zu schaffen: Aus der Kapsel darf keine Luft entweichen. Aber drinnen behalten können sie ihn auch nicht. Sie beschliessen, das Risiko einzugehen: Zwei Herren halten ganz kurz eine Luke im Boden auf, und der dritte lässt den Hund in sein unermessliches Seemannsgrab fallen.

Mit dem, was danach geschieht, hat niemand gerechnet. Ein paar Tage später schaut einer der Männer aus dem Fenster und sieht zu seinem Schrecken den Hund. Sie hatten vergessen, dass alles, was man im Weltraum über Bord wirft, einfach immer weiter mit herumkreist. Zu den unpassendsten Momenten schwebt der tote Hund am Bullauge vorbei.

So wie dieser Hund sind auch manche Menschen.

Man wirft sie aus seinem Leben. Man hofft, sie nie wieder zu sehen. Man will nichts mehr mit ihnen zu tun haben, und dennoch tauchen sie immer wieder im eigenen Leben auf, sie wollen nie wirklich verschwinden.

Passage aus: Douwe Raaisma, Das Buch des Vergessens, Galiani Berlin