Turdus Merula
Für die Amseln im Garten, die da ihr Nest gebaut haben.
Die Amsel (Turdus merula) ist Gegenstand einer reichen Symbolik in verschiedenen Kulturen. In der Literatur wird die Amsel häufig romantisch oder melancholisch interpretiert, wobei sie als Symbol von Unschuld und Reinheit dient. In Europa und im Christentum steht sie für den Frühling, die Erneuerung, Freude und Harmonie, während ihr schwarzes Gefieder oft mit Mystik und Geheimnis assoziiert wird. In der keltischen Mythologie symbolisiert sie Transformation und Magie, als Bote zwischen den Welten. In Asien, insbesondere in China, gilt sie als Glücksbringer und Symbol für Wohlstand. Moderne Interpretationen sehen in ihr ein Symbol für Freiheit und Individualität. Auch wird die Amsel manchmal als Seelenführer oder spiritueller Bote gesehen.
Ihre Präsenz und ihr melodischer Gesang verleihen ihr eine kraftvolle Symbolik für eine Vielzahl positiver und tiefgründiger Aspekte des Lebens.
AMSEL
Sehr verbreitet. Standvogel; einige Individuen sind Zieher. Wird bejagt. Singvogel
»Im Jahr 1828 - zu der Zeit, da Darwins Freundschaft mit dem Cambridge-Professor John Stevens Henslow heranwuchs, der ihn dann dem Kapitän der HMS Beagle Robert FitzRoy als naturwissenschaftlich gebildeten Reisebegleiter empfahl - erschien in Italien ein Büchlein mit dem TitelSpecchio Comparativo delle Ornitologie di Roma e di Filadelfia, verfasst von Charles Lucien Bonaparte.
Charles Lucien, ein ruheloser Neffe des bestbekannten Mitglieds der Bonaparte-Familie, war lebenslang ein eingefleischter Zoologe. Nachdem er seine Jugend in Rom verbracht, 19-jährig geheiratet und sich anschliessend vier Jahre lang in Philadelphia aufgehalten hatte, veröffentlichte er, nach Europa zurückgekehrt, den besagten ›Spiegel‹ (Specchio) der Avifauna jener Städte.
Sein Spiegel teilt sich auf jeder Buchseite in zwei Spalten auf: links die Vögel Roms, rechts die von Philadelphia, und alles sorgfältig der Reihe nach geordnet, nach der offiziellen Vogelsystematik damaliger Zeit (einem Feld, auf dem Charles Lucien selbst eine Koryphäe war).«
Auf Seite 32 findet man in der Rom-Spalte den folgenden Eintrag:
»69. Turdus Merula, L. Merlo, Merla. Comunissimo. Permanente; alcuni individui migratori. Se ne fa caccia. Cantore.«
(Auf Deutsch: Amsel. Sehr verbreitet. Standvogel; einige Individuen sind Zieher. Wird bejagt. Singvogel.)
Napoleons Neffe hatte also in Rom sesshafte Amseln gesehen. Ist das wirklich eine so grosse Sache? Nach Felsentauben und Sperlingen sind die schnittigen Vögel mit dem spitzen Schnabel (Weibchen: einfarbig braunes Federkleid und ebensolcher Schnabel, Männchen: schwarzes Federkleid, gelber Schnabel und Augenring) wahrscheinlich die häufigsten Stadtvögel - wenigstens in Europa und im westlichen Asien.
Text entnommen aus: Menno Schilthuizen – Darwin in der Stadt, Die rasante Evolution der Tiere im Grosstadtdschungel.