Mosella

Eine Reise entlang der Mosel und den schier endlosen Weinbergen (für mich die Toskana des Nordens). Die Mosel, der zweitlängste Nebenfluss des Rheins mit seinem imposanten Windungsverlauf, erscheint mir wie eine Lebenslinie. (Cochem, Beilstein, Zell Mosel, Traben-Trarbach, Kloster Machern, Bernkastel-Kues, Neumagen über Trier – Porta Nigra – bis Völklingen im Saarland.) 

Decimus Magnus Ausonius, 310 n. Chr., war ein gallo-römischer Staatsbeamter, Prinzenerzieher und Dichter der Spätantike und schilderte 371 in 483 kunstvollen Hexametern eine idealtypische Reise von der Nahe bei Bingen durch den heutigen Hunsrück zum Tal der Mosel, die bei den Römern Mosella hiess. Die Mosella ist das einzige überlieferte antike Gedicht, das sich ausschliesslich einem Fluss widmet. Eine Inspiration mit tiefem Sinne.

Historische Karte umgesetzt aus der Darstellung: Die Mosel, [...] / gezeichn. von U. Hendschel. Frankfurt am Main : Jügel, 1845

M O S E L L A

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Ueber der reissenden Nava schon war ich, in dämmerndem Frühlicht, Vincum bewundernd, das nun mit neuer Mauer umgeben, Da wo Gallien einst dem latischen Cannae geglichen, Wo unbeweint auf der Flur der Gefallnen Beine vermodern. Einsamen Weg betrat ich von hier durch düstere Forsten, Nicht die mindeste Spur gewahrend menschlichen Anbau's ; Kam durch Dumniſsus, das trockne, mit lechzenden Fluren, Durch Tabernae, bespült von nie versiegender Quèll, und Durch die Felder die jüngst Sarmatischen Pflanzern man darmaſs. Endlich erblickť ich dann, an Belgiens äusserster Grenze, Novomagus, Constantins, des Göttlichen, herrliche Veste Reiner ist hier die Luft, und heitern Lichtes eröffnet Phöbus, nun reiner schon selbst , den purpur gefärbten Olympus. Durch das dunkle Gewölb der dicht verschlungenen Zweige Sucht man den Himmel nicht mehr, versteckt, durch düstere Waldnacht ; Sondern die heitre Luft des hellen Tages vergönnet Hier das strahlende Licht und den röthlichen Aether dem Blicke. Alles schmeichelte so dem Aug', als säh ich die Flur des Heimischen Burdigala, erglänzend in herrlichem Anbau ; Auf dem hängenden Ufer erbaut die prangen den Villen, Hügel mit Reben bekrönt, des Bacchus Gab', und Mosella's Liebliche Fluth, die hier in stillem Murmela dahinfliesst. Sei, o Fluss, mir gegrüsst, berühmt durch Fluren und Pflanzer, Dem der Belge die Stadt des Kaisersitzes verdanket: Fluss, von Hügeln begrenzt, von blühenden Reben erduftend, An dem grünenden Ufer begrenzt von grasigen Wiesen’ ; Wie das Meer auch beschifft; doch abwärts strömend, dem Flusse Gleich ; auch ähnlich dem See, durch deine gläserne Tiefe ; Selbst erreichen auch kannst in eilendem Laufe den Bach du, Kannst zum reinlichen Trunk, den kühlen Quell übertreffen ... (Auszug aus Ausonius – Mosella – Gedicht von der Mosel)