Totholz Faustregel
Wie viel Totholz sollen wir nach einer Störung denn nun im Wald lassen?
Eine einfache Faustregel:
Werden 75 Prozent eines betroffenen Waldgebietes nicht aufgeräumt, bleiben 90 Prozent des Artenreichtums erhalten. Werden 50 Prozent aufgeräumt, bleiben immerhin noch 75 Prozent der Arten erhalten.
»Ein gewisser Teil von gestörten Flächen sollte immer von Aufräumaktionen ausgeschlossen werden«, sagt Thorn*. Denn das komplette Aufräumen im Wald sei nichts anderes als eine weitere Störung, die sich negativ auf die Biodiversität auswirke.
»Die globale öffentliche Aufmerksamkeit um den Biodiversitätsverlust im Wald ist primär auf den Verlust von Waldflächen gerichtet. Weitgehend unbemerkt geht aber die ökologische Degradierung der verbleibenden Flächen einher. In Mitteleuropa ist diese Degradierung vor allem durch den historischen Verlust von ökologischen Schlüsselstrukturen, wie beispielsweise alten Bäumen und Totholz, durch eine Intensivierung der Forstwirtschaft verursacht worden. In ökologisch nachhaltig bewirtschafteten Wäldern werden solche Schlüsselstrukturen daher als Ressource für gefährdete Arten belassen oder gezielt angereichert.«
*Simon Thorn ist ein preisgekrönter Waldökologe an der Universität Würzburg.
(Fotos & 3d Scan hess.works 2022)