»So ist es.«

Und wenn Bücher den Leser eines Tages nicht mehr anschauten? Würde das den Untergang des Abendlandes einläuten?

»So ist es.«

Buchtrinkerinnen und Buchtrinker bitte beachten: Es steht da auf der abgebildeten Umschlagrückseite nicht gegenteilig geschrieben: »Und wenn Leser eines Tages Bücher nicht mehr anschauten ...«

Diese Zeilen sind gedruckt auf der Umschlagrückseite von »Der Buchtrinker«, Roman von Klaas Huizing, der sich den Spuren des Bibliomanen Johann Georg Tinius (1974-1846, Pfarrer zu Poserna in Sachsen) widmet, dessen besonderes Kennzeichen sein phänomenales Gedächtnis war. »Dieser Mensch aus der Herderzeit wurde zum Mörder aus Leidenschaft. Die Objekte seiner Begierde waren Bücher (am Geruch des Papiers konnte er die jeweilige Druckerei treffsicher bestimmen). 1813 wird er wegen Mordverdachts festgenommen, seiner Ämter entkleidet und in einem Indizienprozess zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, ohne jemals zu gestehen. In der Folgezeit verfasste er fünf Bücher, die heute vergessen sind.

Ein prosaischer Dreisatz aus dem Buch dazu:

1 m = 25 Bücher
? m = 60'000 Bücher
60'000 / 25 = 2400 m

Und wie erwähnt: Der Untergang des Abendlandes wird eingeläutet, wenn die Bücher uns eines Tages nicht mehr anschauten.

Ich dachte lange an den Magister Tinius,
den Bücherverfallenen,
der mit seinem Hammer
durch die öden Heiden
des Fläming schlich:
wenn Andere das Geld haben,
und er braucht doch die Bücher?!

Arno Schmidt, Das steinerne Herz