»Lieber Herr Biller, ich grüsse Sie.«

»Ach, Sie sind das, ich habe Ihr Gesicht nicht erkannt, ich google keine Gesichter, weil ich das unanständig finde. Und seien Sie mir bitte nicht böse, dass ich Ihnen nicht die Hand schüttle. Ich meine es nicht persönlich.«

(...)

René Scheu, NZZ: Sie können moralisierende Weltverbesserer nicht ausstehen. Aber Hand aufs Herz: Eigentlich wollen Sie doch auf Ihre Art und Weise selbst die Welt verbessern.

Maxim Biller: »Auf jeden Fall – aber nicht im ideologischen, sondern im humanistischen Sinn. Ich glaube nicht an das protestantisch Gute, nicht an das heuchlerisch Gute und auch nicht an das dogmatisch Gute, in dessen Namen Menschen unterdrückt werden. Ich glaube an das Respekt- und Anstands-Gute. Dieser Respekt soll weiterleben in den Köpfen von Leuten, die jünger sind als ich. Das will ich in meinen Büchern weitertragen, damit Jüngere in diesem Geist weitermachen. Wissen Sie was? Gerade in dieser Sekunde habe ich etwas sehr Wichtiges verstanden: Ich will eigentlich nur wissen, wie die Welt wirklich gemeint ist. Wie war das eigentlich gemeint, dass wir so leben? Und wenn das in einem Reclam-Bändchen steht, das in die Hosentasche eines Schülers oder Studenten passt, dann denke ich mir: Der Kampf hat sich schon gelohnt, nun kann ich mich mal kurz entspannen. Und wenn ein Roman oder eine Novelle von mir ihnen zeigt, dass Literatur für Leser da ist und nicht für den Betrieb, bin ich richtig glücklich.«

(...)

Zitiert aus dem NZZ-Interview, 25.8.2020, mit Maxim Biller ....

(Abb. hess.works)