Dauerhafter, dichter und vor allem weniger
Der Architekt und Historiker Vittorio Magnago Lampugnani fordert eine nachhaltigere Architektur, die auf Dauerhaftigkeit, Dichte und weniger Bau setzt. Sein Buch »Gegen Wegwerfarchitektur« kritisiert den architektonischen Konsumismus und plädiert für eine Strategie der Dichte, um den Material- und Energieverbrauch zu reduzieren. Es wird angeregt, bestehende Gebäude umzubauen, anstatt abzureißen und neu zu bauen, um die ökologische Bilanz zu verbessern. Dies erfordert ein Umdenken in der Denkweise und Planung von Städten und Gebäuden. Eine radikale Änderung in der Architektur und Stadtplanung ist notwendig, um eine nachhaltige Zukunft zu schaffen und die Wegwerfideologie des Kapitalismus zu überwinden. Lampugnanis Buch ist ein Aufruf zum Handeln und zur Verantwortung für die Gestaltung unserer Architektur.
Wegwerfarchitektur am Scheideweg
Wir müssen uns entscheiden, ob wir weiterhin den Pfad der kurzsichtigen, umweltschädlichen Baupraktiken verfolgen oder uns für eine Architektur einsetzen, die Nachhaltigkeit und Langfristigkeit in den Mittelpunkt stellt.
Der Architekt und Historiker Vittorio Magnago Lampugnani fordert uns auf, »dauerhafter, dichter und vor allem weniger« zu bauen. Diese Worte sind ein Weckruf, der uns dazu anregt, über die üblichen kurzatmigen Massnahmen hinauszudenken, die oft fälschlicherweise als »nachhaltig« bezeichnet werden. Es geht nicht nur darum, Gebäude mit Dämmplatten zu versehen oder Beton zu ächten – Lampugnanis Kritik am »Vermummungsfundamentalismus« trifft den Punkt. Wir müssen tiefer graben und die Wurzeln unserer baulichen Entscheidungen hinterfragen.
Lampugnani zeigt in seinem neuen Buch »Gegen Wegwerfarchitektur« auf, dass der städtebauliche und architektonische Konsumismus tief in unserer Kultur verankert ist. Diese Konsumhaltung hat zu einer Auslöschung der Natur durch Zersiedelung geführt. Die Lösung liegt in einer Strategie der Dichte: Nur die kompakte Stadt kann wirklich ökologisch sein. Wir müssen den immensen Material- und Energieverbrauch der Bauwirtschaft radikal reduzieren. Das bedeutet, von der Erschliessung weiteren Baulands abzusehen und den hemmungslosen Verbrauch von Rohstoffen zu stoppen.
Es geht darum, nicht abzureisen und neu zu bauen, sondern umzubauen, rückzubauen, weiterzubauen. Je länger ein Gebäude lebt, desto ökologischer ist es. Dieser Ansatz erfordert eine grundlegende Änderung in unserer Denkweise und in der Art und Weise, wie wir unsere Städte und Gebäude planen und bauen. Es ist eine Herausforderung, aber eine, der wir uns stellen müssen, wenn wir eine wirklich nachhaltige Zukunft schaffen wollen.
Das Buch ist ein radikales Plädoyer, es ist ein Aufruf zum Handeln, ein Aufruf zu einem grundlegenden Umdenken in der Architektur und Städteplanung. Es ist Zeit, dass wir die Wegwerfideologie des Kapitalismus hinter uns lassen und eine Ära der echten, substantiellen Nachhaltigkeit begrüssen. Wir haben die Wahl – und die Verantwortung – für die Gestaltung unserer Architektur.
(Die Abbildungen zum Blogbeitrag wurden mit generativer KI erstellt.)
Unbedingt lesen ...
Aus dem Buch zitiert:
DIE ERFINDUNG DER OBSOLESZENZ
»Architektur und Stadt waren, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, seit ihrem Ursprung als dauerhaft konzipiert. Freilich lag der Schatten der Vergänglichkeit, gegen welche die Baukunst antrat und die sie gleichwohl als unausweichlich erkannte, von Anfang an über ihr. Doch wenn Giovanni Battista Piranesi die Bauten der römischen Antike, die er innig bewundert, in ihrem Zerfall darstellt, oder wenn John Soane sein Meisterwerk, die Bank of England, vom Künstler Joseph Michael Gandy für eine Ausstellung des eigenen Œuvres in der Royal Academy of Arts als Ruine darstellen lässt, geht es immer noch um einen Ewigkeitsanspruch, den möglicherweise das Bauwerk nicht, immerhin aber dessen Überreste grandios einzulösen vermögen. Der Unabwendbarkeit des physischen Niedergangs ergibt man sich bei gemeinschaftlichen Monumenten widerwillig, bei bescheidenen privaten Bauten leichter: Für Strassenbegradigungen und Platzerweiterungen werden Wohnhäuser durchaus geopfert. Ansonsten wurde ein architektonisches Artefakt erst abgebrochen und ersetzt, wenn es verfallen war, grundsätzlich keinen Augenblick früher.«