Beethoven? Den kennt doch keiner mehr ...

Für Tobias Moretti entsteht der Film „in einer Zeit, in der sich sowieso alles auflöst“.

Der Schauspieler sitzt noch in seinem Kostüm als Ludwig van Beethoven und spricht mit einer Wut über die verachtungswürdige Welt, wie Goethe sie einst Beethoven attestiert hatte: „Vor wenigen Jahren haben noch Menschen Karriere gemacht und einen Machtanspruch begründen können mit einer gewissen bildungsbürgerlichen Kultur und einem Bekenntnis zu gewissen Grundregeln der Zivilgesellschaft. Das hat sich inzwischen völlig verändert. Wenn ich mir das Gebaren heutiger Oligarchen anschaue, so ist das ja unfassbar, welcher Situation wir da begegnen: Plötzlich ist Geld in einem solchen Übermass separiert von Gesellschaft, von Kultur! Dass die Welt sich in einer Ausschliesslichkeit nur noch über das Kapital, die Hochfinanz, die Teilnahme am Konsum definiert, finde ich furchtbar. Und wir setzen nichts dagegen! Deshalb ist es gut, wenn wir einen Beethoven-Film machen. Um der Welt wenigstens ein Quentchen von dem, was uns ausmacht, zurückzugeben.

Zitiert aus: »Wie man für eine Idee brennt« FAZ Artikel von Jan Brachmann 12/2019

Illustration: Digital Painting from Movie Picture, hess.works