Ameisen Strategie

Hochkomplexe Überlebensstrategien
Eine wissenschaftliche Forschung zeigt eindrucksvoll, dass selbst kleine Lebewesen über hochkomplexe Überlebensstrategien verfügen. Durch gezielte Amputation schützen Ameisen nicht nur sich selbst, sondern sichern das Überleben ihres gesamten Staates – ein eindrucksvolles Beispiel evolutionärer Anpassung.
Gezielte Amputationen zur Infektionsbekämpfung – Ameisen als Chirurgen
Insekten, insbesondere soziale Arten wie Ameisen, verfügen über erstaunliche Strategien, um Krankheiten in ihrer Kolonie einzudämmen. Die in »Current Biology« veröffentlichte Studie (»Wound-dependent leg amputations to combat infections in an ant society«) enthüllt ein besonders drastisches Verhalten:
Ameisen amputieren gezielt die infizierten Beine von Nestgenossen, um tödliche Infektionen zu verhindern.
Diese Entdeckung wirft nicht nur Fragen zur kognitiven und sozialen Intelligenz von Insekten auf, sondern könnte auch biomedizinische Anwendungen inspirieren.
Verhalten
Forscher untersuchten eine noch nicht näher benannte Ameisenart und stellten fest, dass Individuen mit Wunden an den Beinen auf zwei verschiedene Weisen behandelt werden:
Lecken zur Desinfektion
Bei oberflächlichen Verletzungen reinigten Artgenossen die Wunde durch intensives Belecken – vermutlich, um Keime mechanisch und durch antimikrobielle Substanzen im Speichel zu entfernen.
Amputation bei tieferen Infektionen
War die Wunde schwerwiegender (z. B. durch Pilze oder Bakterien), bissen Helferameisen das betroffene Bein präzise am Gelenk ab. Dies erhöhte die Überlebenschance der verletzten Ameise signifikant.
Warum Amputation statt Reinigung?
Oberflächliche Wunden können oft durch Lecken behandelt werden, da das Infektionsrisiko geringer ist. Bei tiefen Verletzungen ist eine vollständige Entfernung des infizierten Gewebes effektiver – ähnlich wie in der Humanmedizin bei nekrotischen Wunden oder Sepsis-Prophylaxe und die Entscheidung scheint vom Infektionsgrad abzuhängen: Ameisen »diagnostizieren« den Schweregrad der Verletzung und handeln entsprechend.
Dezentrales Nervensystem mit mehreren Ganglien
Anders als Säugetiere besitzen Insekten kein zentralisiertes Gehirn, sondern ein dezentrales Nervensystem mit mehreren Ganglien (Nervenknoten). Das Protocerebrum (Hirnbereich): Steuert komplexe Entscheidungen wie »Infektion erkennen → handeln«.
Die »thorakalen Ganglien« zuständig für Bewegungssteuerung der Beine; agieren wie lokale Kommandozentren und setzen Befehle des Gehirns um (z. B.: »Bein abtrennen!«).
Chemische Kommunikation als Schlüsselmechanismus
Ameisen nutzen Pheromone (Duftstoffe), um Informationen auszutauschen. Wahrscheinlich sendet eine verwundete Ameise spezifische chemische Signale aus, die ihre Artgenossen alarmieren:
»Ich bin verletzt!« → löst Pflegeverhalten aus.
»Die Infektion ist schwer!» → führt zur Amputation.
Warum opfern sich Ameisen?
Verwandtenselektion & kollektiver Nutzen
Da alle Arbeiterinnen einer Kolonie eng verwandt sind (oft Schwestern), fördert jedes gerettete Nestmitglied indirekt die Weitergabe gemeinsamer Gene – selbst wenn einzelne Tiere dabei Gliedmassen verlieren oder sterben (»kin selection«). Dies erklärt altruistisches Verhalten in sozialen Insektenstaaten.
Vergleich mit anderen Tierarten
Limb Amputation kommt selten vor, aber einige Beispiele existieren:
- Salamander werfen bei Gefahr Schwänze oder Beine ab (Autotomie) und regenerieren sie später.
- Spinnen opfern Beine, um Raubtieren zu entkommen (Selbstamputation).
Doch bei Ameisen geht es nicht um Flucht, sondern aktive Krankheitsbekämpfung – ein hochsozialer Akt!